Konstantin Wecker betrat am 1. Juli 2023 bei frühsommerlichen Temperaturen und in heimeliger, vor Aufregung knisternder Atmosphäre die Bühne in einem mit 500 Menschen ausverkauften Pfarrgarten. Seine ersten Worte: „Guten Abend! Schön ist es bei euch!“ Und irgendwie spürte man sofort… dieser Abend wird etwas Besonderes. Von Anfang an lag so etwas wie Intimität in der Luft als er begann, das Publikum auf eine sehr persönliche Reise mitzunehmen. Seine Vergangenheit, die große Wertschätzung seinen Eltern gegenüber, Erkenntnisse aus einem bewegten Leben, Gedanken zur Gesellschaft, „Utopien“, die er nicht aufhören möchte, zu träumen. Von Beginn an herrschte im Publikum vollkommene, konzentrierte Stille. Die Texte und Lieder – begleitet am Flügel von seinem langjährigen Bühnenpartner Jo Barnikel – schwebten geradezu durch die Nacht. Vor dem Song „Liebeslied“ erzählte er von einer E-Mail, die ihn erreichte – vier Schwestern bedankten sich darin für seine Musik, welche sie auf immer mit ihrer Mutter verbinden würde, die sie kürzlich verloren hätten – und fragte, wo im Publikum diese jungen Frauen denn sitzen würden. Als diese verhalten und sichtlich zu Tränen bewegt aufzeigten, meinte er: „Dieses Lied ist für euch“. Momente wie diese und viele weitere mehr ließen große, wahre Emotionen aufkommen. Eine Nähe entstehen, ein Gefühl von Einheit und Eintracht, einer gemeinschaftlichen Verbundenheit in dieser Nacht.
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Jeder Augenblick ist ewig, – wenn du ihn zu nehmen weißt, – ist ein Vers, der unaufhörlich – Leben, Welt und Dasein preist. // Alles wendet sich und endet – und verliert sich in der Zeit. – Nur der Augenblick ist ewig. – Gib dich hin und sei bereit. // Wenn du stirbst, stirbt nur dein Werden. – Gönn ihm keinen Blick zurück. – In der Zeit muss alles sterben, – aber nichts im Augenblick.
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Mit diesem seinem Gedicht beendete Konstantin Wecker das Konzert. Und tatsächlich wussten sowohl die Besucher*innen als auch die beiden Musiker diesen außergewöhnlichen Augenblick zu nehmen, waren bereit, gaben sich hin und machten diesen für uns alle, die dabei waren, zu einem ewig in Erinnerung bleibenden Gefühl. Konstantin Wecker, dieser wunderbare Poet und zärtliche Träumer von einer friedlichen und herrscherlosen Welt, öffnete uns sein Innerstes und irgendwie war man als Zuhörer*in für kurze Zeit ein anderer Mensch. Hatte die Gewissheit, dass es so doch eigentlich „richtig“ wäre. Seine letzte Zugabe nach mehreren Standing Ovations – „Questa nuova Realtà“ / „Diese neue Wirklichkeit“:
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Was für eine Nacht – So warm und geduldig, – Setzt euch näher zu uns her, – Schenk noch einmal ein. // Heute spricht mal keiner – Den anderen schuldig, – Heute lässt mal jeder – Den andern anders sein. // … // Lasst uns miteinander reden, – Und umarmen wir jetzt jeden, – Der uns braucht in dieser bitterkalten Zeit.
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Nicht nur wir Zuhörer*innen verließen an diesem Abend den Pfarrgarten zu Tränen gerührt und mit dem Gefühl, Besonderes erlebt zu haben. Auch Jo Barnikel und Konstantin Wecker ließen uns wissen, dass sie von dieser stimmungsvollen Atmosphäre ergriffen waren.
Was für eine Nacht.