Tja. Sprachlosigkeit. Wie könnten wir in Worte fassen, was Samstag abends in der Sporthalle passiert ist? Es war metaphysisch, nahezu überirdisch und doch erschütternd menschlich. Tränen flossen und die Herzen des berührten Publikums gingen wohl ziemlich geschlossen über.
Es war keine Unterhaltung, kein Spaß. Es war das komprimierteste, intensivste Programm, das wir je erleben durften. Die zweieinhalb Stunden mit Karl Markovics, Karl Kraus und den genialen Musikern von Pro Brass mit der Musik Werner Pirchners haben sich kollektiv in unser Gedächtnis gebrannt und werden dort noch ganz lange verweilen. Das unfassbar hohe Niveau, auf dem sich die Künstler bewegten, ist nicht zu beschreiben.
Die Sinnlosigkeit des Krieges, von Karl Kraus vor über 100 Jahren formuliert, wurde von Karl Markovics dermaßen markant auf den Punkt gebracht, dass sich feuchte Augen und Gänsehaut nicht abwechselten, sondern ständig gleichzeitig einstellten. Auch weil sich nichts geändert hat seit damals. Weil die Texte leider von dramatischer Aktualität sind. Der Ausnahmeschauspieler peitschte das Ensemble in höchster Eindringlichkeit vor sich her. Er sprach, brüllte, stellte punktuelle Szenen aus dem über 1000-seitigen Werk fieberhaft und phänomenal dar. Teilweise spielte er 2,3,4 verschiedene Rollen gleichzeitig. Mitreißend, bravourös und ergreifend. Dazu kam die unglaubliche Eleganz und das unendlich feine Gespür des Ensembles Pro Brass. Die musikalische Begleitung, die Wundermusik von Werner Pirchner in der konsequenten, punktgenauen Umsetzung des Orchesters, unterstrich die Texte und Performance, verstärkte und intensivierte sie. So kamen an diesem Abend verschiedene, unglaubliche Energien zusammen, die einander steigerten, verschärften und dennoch stabilisierten. Bis zum finalen Höhepunkt. Dem Epilog, dem anklagenden und zugleich visionären Monolog des Schriftstellers, der die Unmenschlichkeit und Absurdität jedes Krieges in eine universelle Dimension hob. Spätestens während dieser letzten zehn Minuten war es um uns, das bereits sprachlose Publikum, komplett geschehen. Minutenlange stehende Ovationen. Ein unfassbares Geschenk war dieser Abend. Atemberaubend, erschütternd, schaurig aktuell.
Danke an diese großen Künstler, die uns gemeinsam den Boden unter den Füßen weggezogen haben. Danke an euch, wertes Publikum, die ihr euch dieser Herausforderung gestellt habt. Danke an Gaia Mahlzeit, die dafür sorgten, dass wir die Füße nach der Vorstellung wieder zurück auf den Boden bekommen haben und danke an alle Mitarbeitenden, die solch unendliche Urgewalten ermöglichen.